Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke von Mainz nach Worms war es nur noch eine Frage der Zeit, wann auch zwischen Mainz und Bingen ein Schienenweg realisiert wird. Sah man doch in einer linksrheinischen Eisenbahn einen wichtigen Teil der Route von Ostende nach Triest.
Eine "Bingen-Mainz-Eisenbahngesellschaft" wurde bereits im April 1846 gegründet und erhielt sogar die Konzession für den Bau. Das Projekt scheiterte zunächst jedoch; zum einen konnte keine Einigung über die Anschlusslinien durch das Rhein- und Nahetal erzielt werden, zum anderen konnten die Rheinschiffer, die ihre Existenz durch die Eisenbahn bedroht sahen, Teile der Öffentlichkeit gegen den Bahnbau mobilisieren.
Erst sechs Jahre später wurde der Bau dieser Strecke auf Initiative der Regierung wieder forciert.
Die neu gegründete "Bank für Süddeutschland" (Köln) sollte zur Gründung einer "Rhein-Main-Eisenbahngesellschaft" angeregt werden und den Bau finanzieren. Aber auch die Hessische-Ludwigsbahn zeigte Interesse.
Nach Vermittlung der hessischen Regierung sollte schliesslich die HLB mit dem Geld der "Bank für Süddeutschland" die Strecke bauen. Die Konzession wurde am 28. März 1852 erteilt.
Langwierige Diskussionen darüber, wo die Strecke in Mainz und Bingen ihre Endpunkte haben sollte, führten zu Verzögerungen.
In Finthen wollte man kein wertvolles Gelände hergeben, also führte die Trasse über Mombach. Später sah man die Sache in Finthen jedoch anders und forderte eine direkte Zugverbindung mit Mainz. Dem vom plötzlichen Sinneswandel überraschten Kreisamt antwortete der Bürgermeister: "Die Regierung hat uns schon öfters gezwungen, etwas auszuführen, was uns nicht passte, warum hat sie es damals nicht getan?"
Am 27. Dezember 1859 konnte die 32 Kilometer lange Strecke dem Verkehr übergeben werden.
Bald danach war der Anschluss an die Rheintalbahn hergestellt und bis zu 6 durchgehende Personenzugpaare verkehrten täglich zwischen Mainz und Köln.
Am 16. August 1915 wurde bei Bingen die "Hindenburg-Brücke" über den Rhein eröffnet. Sie war mit 1175 Metern die damals längste Rheinbrücke. 30 Jahre später wurde sie beim Rückzug der Wehrmacht in die Luft gesprengt.
Ein Wiederaufbau ist wenig realistisch.
Literaturhinweise |
Döhn, Hans |
Eisenbahnpolitik und Eisenbahnbau in Rheinhessen 1835-1914, Mainz 1957 |
Fleck, Peter |
"Ein Meer mit dem anderen durch Eisenbahnen in Verbindung bringen" (Stefan George, 1851): Der Onkel des Dichters als Binger Landtagsabgeordneter und Propagandist für den linksrheinischen Bahnbau im Jahre 1851, In: Binger Geschichtsblätter - 22 (2002/2003) S. 151-192 |
Wolff, Robert |
Die Eisenbahn von Mainz nach Bingen : eine Initiative des Großherzoglich-Hessischen Landtagsabgeordneten Stephan George I. - Ill.
In:Mainz-Bingen: Heimat-Jahrbuch. - 35 (1991), S. 96-98 |