Rheinüberquerung in der guten alten Zeit: Wer trockenen Fusses auf die andere Seite wollte, dem blieb nur die Fähre.
Die Wormser Schiffsbrücke, die am 14. Juni 1855 eröffnet wurde, war da schon ein bemerkenswerter Fortschritt. Doch auch diese war bald nicht mehr in der Lage den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden.
Durch den immer stärker werdenden Schiffsverkehr musste die Brücke häufig geöffnet werden und der Verkehr auf der Brücke stand still; bei Eisgang und Hochwasser ging auch nichts mehr (so geschehen vom 26.12.1893 bis 2.2.1894 und vom 30.1. bis 2.3.1895).

Als es auch auf der rechtsrheinischen Seite, in Rosengarten, einen Bahnanschluss (ab 1.6.1869 nach Darmstadt, ab 1.11.1869 nach Bensheim und ab 15.10.1877 nach Lampertheim) gab, verstärkte sich das Verkehrsaufkommen und damit die Probleme.
Die hessische Ludwigsbahn initiierte ab 1870 einen Trajektverkehr. Das war allerdings nicht nur umständlich, sondern auch sehr kostspielig.
Als der deutsche Kaiser am 9. Dezember 1889 Worms besuchte, kam er via Rosengarten. Ebenso am 7.Oktober 1899 der russische Zar Nikolaus II. nebst Gattin (diese war eine Schwester des letzten hessischen Großherzoges Ernst Ludwig).
 

Mit dem Bau der festen Eisenbahnbrücke wurde man von den Unwägbarkeiten der Witterung unabhängig. Am 1. Dezember 1900 - acht Monate nach der Eröffnung der Straßenbrücke - wurde sie feierlich dem Verkehr übergeben.
(Der Bahnhof Rosengarten wurde bedeutungslos; heute ist an seiner Stelle ein Campingplatz)
Im zweiten Weltkrieg wurde die Wormser Rheinbrücke, wie fast alle anderen Brücken auch, zerstört.
Am 15. Oktober 1948 wurde sie als eingleisige Dauerbehelfsbrücke, die wechselweise auch dem Straßenverkehr diente, wiedereröffnet.

Literaturhinweise
Häussler, Dr. Ralph	Eisenbahnen in Worms - Von der Ludwigsbahn zum Rheinland-Pfalz-Takt, Hamm / Rheinhessen, 2003
Paetz, Fritz	Eisenbahnen an Main, Rhein und Neckar - Datensammlung zur Geschichte, Bensheim-Auerbach 1985