Fahrzeuge


Alter Bahnhof Alzey, 1867
 
Die Hessische Ludwigsbahn nahm 1853 den Betrieb mit 6 Lokomotiven der Maschinenfabrik E. Kessler (Esslingen) auf; wie damals üblich trugen diese klangvolle Namen: "Schenk" (nach Freiherr von Schenk, Direktor des hessischen Finanzministeriums), "Dalwigk" (nach Freiherr von Dalwigk, damals Hessischer Ministerialdirektor und vorher Mainzer Territorialkommissär - diese Lokomotive zog den Eröffnungszug auf der Strecke Mainz - Oppenheim), "Gutenberg" (nach Johannes Gensfleisch genannt "Gutenberg", dem Erfinder der Buchdruckkunst), "Arnold Walpoden" (nach Arnold Walpoden, dem Initiator des "Rheinischen Bundes" im Jahre 1254) sowie "Mainz" und "Worms".
Neben 11 Personenwagen I. und II. Klasse gehörten 19 Personenwagen der III. Klasse, sowie 36 Gepäck- und Güterwagen zum Anfangsbestand (auf eine damals übliche IV. Wagenklasse wurde verzichtet).
 

Lok der Gattung P3 (ehem. HLB 207 "Friedrich der Große")
 
1861 besaß die HLB bereits 39, 1864 schon 52 Lokomotiven.
Ende 1895, also ein Jahr bevor die Hessische Ludwigsbahn verstaatlicht wurde, betrug der Bestand stolze 216 Loks. Darüberhinaus befanden sich 544 Personenwagen, 107 Gepäckwagen, 1552 bedeckte und 2240 offene Güterwagen im Besitz der HLB.
Das Streckennetz umfasste neben den rheinhessischen Linien noch Strecken in den übrigen hessischen Provinzen (Mainz-Wiesbaden, Mainz-Frankfurt, Mainz-Darmstadt-Eberbach, Frankfurt-Aschaffenburg, Hanau-Eberbach, Hanau-Aschaffenburg, Aschaffenburg-Darmstadt, Frankfurt-Biblis-Mannheim, Worms-Biblis, Hofheim-Bensheim, Mannheim-Lampertheim-Worms, Frankfurt-Limburg, Wiesbaden-Niedernhausen).
Mit insgesamt 697 Kilometer Streckenlänge war die HLB eine der größten deutschen Privatbahnen.
 
Im folgenden die Auflistung der HLB Lokomotiven, Stand 1864 (die ersten beiden Ziffern der Fabriknummer entsprechen dem Baujahr):
 
Nr. Name Bauart Erbauer Fabrik-Nr. Bemerkungen
1 Dalwigk
(1861: Drusus)
1A1-n2
(1875: B-n2)
Esslingen 52.226 -
2 Schenk
(1861: Frauenlob)
1A1-n2
(1875: B-n2)
Esslingen 52.222 -
3 Mainz
(1861: Fust)
1A1-n2
(1875: B-n2)
Esslingen 52.223 -
4 Worms
(1861: Schöffer)
1A1-n2
(1875: B-n2)
Esslingen 52.224 -
5 Gutenberg 1A1-n2
(1875: B-n2)
Esslingen 52.225 -
6 Arnold Walpoden 1A1-n2
(1875: B-n2)
Esslingen 52.221 -
7 Drusus
(1861: Mainz)
1B-n2 Esslingen 54.240 1897: Mz 500
8 A. Humann
(1861: Worms)
1b-n2 Esslingen 54.241 1897: Mz 501
9 Darmstadt 1B-n2 Esslingen 58.387 -
10 Frauenlob
(1861: Aschaffenburg)
1B-n2 Esslingen 58.388 1897: Mz 502
11 Rhein
(1861: Gustavsburg)
1B-n2 Esslingen 58.389 1897: Mz 503
12 Main
(1861: Oppenheim)
1B-n2 Esslingen 58.390 -
13 Bingen 1B-n2 Esslingen 58.391 1897: Mz 504
14 Ludwig 2A-n2 Esslingen 58.425 -
15 Mathilde 2A-n2 Esslingen 58.426 -
16 Cl.Lauteren 2A-n2 Esslingen 58.427 -
17 Karl der Große 2A-n2 Esslingen 58.428 -
18 Maximilian 2A-n2 Esslingen 58.429 -
19 Aschaffenburg
(1861: A.Humann)
2A-n2 Esslingen 58.430 -
20 Schiller
(1861: Rhein)
C-n2 Esslingen 60.486 1897: Mz 800
21 Fust
(1861: Main)
C-n2 Esslingen 60.487 1897: Mz 801
22 Schöffer
(1861: Nahe)
C-n2 Esslingen 60.488 1897: Mz 802
23I Landskron 2BT-n2 Norris 47.? 1863: 51
23II Senkenberg 1A1-n2
(später:1B-n2)
Esslingen 63.639 -
23III Senkenberg CT-n2 Güstrow 93.128 1897: Ff 1869
1906: T7 Ff 6808
24I Klopp 2BT-n2 Norris 47.? 1863: 52
24II Haendel 1A1-n2
(später:1B-n2)
Esslingen 63.640 1897: Mz 505
25 Emil Keßler 1A1-n2
(später:1B-n2)
Esslingen 60.500 -
26 Nahe
(1861: Schiller)
1A1-n2
(später:1B-n2)
Esslingen 60.502 -
27 Oppenheim
(1861: Dalwigk)
1A1-n2
(später:1B-n2)
Esslingen 60.503 -
28 Gustavsburg
(1861: Schenk)
1A1-n2
(später:1B-n2)
Esslingen 60.504 -
29 Humbold 1A1-n2
(später:1B-n2)
Esslingen 61.544 -
30 Goethe 1A1-n2
(später:1B-n2)
Esslingen 61.545 -
31 Emmerich v. Joseph 1A1-n2
(später:1B-n2)
Esslingen 62.563 1897: Mz 100
32 Beethoven 1A1-n2
(später:1B-n2)
Esslingen 62.564 1897: Mz 101
33 Mozart 1A1-n2
(später: 1B-n2)
Esslingen 62.564 1897: Mz 102
34 C.M.v.Weber 1A1-n2
(später:1B-n2)
Esslingen 62.566 1897: Mz 103
35 Haydn 2A-n2 Esslingen 63.609 -
36 Willigis 2A-n2 Esslingen 63.610 -
37 Alice 2A-n2 Esslingen 63.611 -
38 Frankfurt C-n2 Esslingen 62.593 1897: Mz 803
39 Alzey C-n2 Esslingen 62.594 1897: Mz 804
40 Ingelheim C-n2 Esslingen 62.595 -
41 Dieburg C-n2 Esslingen 62.596 1897: Mz 805
42 Melibocus C-n2 Esslingen 62.597 1897: Mz 806
43 Offenbach 1B-n2 Esslingen 63.641 1897: Mz 506
44 Hanau 1B-n2 Esslingen 63.642 -
45 Gluck 1A1-n2
(später: 1B-n2)
Esslingen 64.658 1897: Mz 104
46 Leibnitz 1A1-n2
(später: 1B-n2)
Esslingen 64.659 1897: Mz 105
47 Wieland 1A1-n2
(später: 1B-n2)
Esslingen 64.662 1897: Mz 106
48 Kopernicus 1A1-n2
(später: 1B-n2)
Esslingen 64.663 1897: Mz 107
49 Thorwaldsen 1A1-n2
(später: 1B-n2)
Esslingen 64.660 1897: Mz 108
50 Albrecht Dürer 1A1-n2
(später: 1B-n2)
Esslingen 64.661 1897: Mz 109
51I Landskron 2BT-n2 Norris 47.? ehem. 23
52I Klopp 2BT-n2 Norris 47.? ehem. 24

Dampftriebwagen "Glück Auf", 1880
 
Darüberhinaus waren drei Dampftriebwagen der Bauart Thomas im Bestand der HLB: "Glück Auf" (1876), "Puck" (1882) und "Gnom" (1882) - Achsfolge A2-n2.
 

Akkumulatoren Triebwagen Bauart Wittfeld ETA 177
 
Ebenso waren einige Akkumulatoren Triebwagen der Bauart Wittfeld in den Betriebswerken der HLB stationiert.
 

Akkutriebwagen vor der Wormser Lokhalle
 
Nach dem Krieg prägten vor allem die Akkutriebwagen der Baureihe 515 (ETA 150) das Bild auf den rheinhessischen Eisenbahnlinien.
Ende 1984 waren 43 dieser Fahrzeuge im Wormser Betriebswerk beheimatet.
 


Die Waggonfabrik der Gebrüder Gastell 1911
 
In der "Waggonfabrik Gebrüder Gastell" wurden auf rheinhessichem Gebiet sogar Eisenbahnfahrzeuge hergestellt. Die Fabrik wurde 1845 gegründet - zu einer Zeit also, in der es in Mainz noch gar keinen Eisenbahnanschluss gab.
Der erste Standort des Unternehmens befand sich in der Nähe des Münsterplatzes in Mainz; von dort wurden die ersten Wagen, die damals für die Taunusbahn (Wiesbaden - Frankfurt) gebaut wurden, über provisorisch auf der Ludwigsstraße verlegte Gleise in Richtung Rheinufer geführt...
 

Ein Wagen mit dem legendären Wormser Elefantenbräu...
 
Später erwarb man das Walderdorffsche Gut in Mombach und die Waggonfabrik expandierte. Im Jahr 1900 wurden 1200 Mitarbeiter beschäftigt und Eisenbahnwagen unterschiedlichster Art produziert:
Salonwagen, Schlafwagen, Personenwagen jeder Klasse, Kühlwagen für Bier und Fleisch, Spezialwaggons für Geflügel und natürlich Kessel- und Weinwagen.
Zeitweise wurden bis zu 3500 Waggons im Jahr gefertigt, die auch in die Türkei, nach Indien, nach Namibia und nach Argentinien exportiert wurden.
Ausser Eisenbahnwaggons stellte man auch Akkumulatortriebwagen, Straßenbahnen, Omnibusse und zeitweilig sogar Personenkraftwagen her.
 

Die 1949 errichtete Phoenixhalle
 
Mit Beginn des Jahres 1956 wurde die Waggonproduktion in Mombach beendet und die Produktion auf Straßenfahrzeuge umgestellt.
Die große "Phoenixhalle" auf dem ehemaligen Betriebsgelände wird jetzt als Theaterspielstätte genutzt.
Die Haltestelle "Waggonfabrik" an der Bahnlinie Mainz-Alzey erinnert auch heute noch an dieses Kapitel rheinhessischer Industriegeschichte.